concept alexandra reill
production kanonmedia | vienna 2007
Für die Winterakademie 2007/2008 des Theaters an der Parkaue in Berlin in Kooperation mit dem Dschungel Wien und Garajistanbul in Istanbul schlug kanonmedia die Veranstaltung eines Medienlabors für Jugendliche vor, das den Rahmen für eine Kultur-über-setzende Klischeeforschung zu den drei Metropolen bildet.
Referate von Gastjugendlichen über ihr alltägliches Leben in der Stadt, aus der sie kommen, leiten das Labor ein. Begleitet von Coaches aus den drei Kulturen, formulieren Jugendliche ihre Bilder und Vorstellungen zu den drei Städten und diskutieren diese gemeinsam und mit den jugendlichen GastreferentInnen. Ausgangspunkt für die Diskussion ist die Frage nach der Lebensqualität einer Stadt für den/die forschende Jugendliche: „Was gefällt mir in meinem Leben gut und was nicht? Was kann ich in einer Stadt gut leben und was nicht?“
Im Austausch mit den anderen TeilnehmerInnen, den Kultur-Coaches und mit dem Einholen erwachsener Vorstellungen durch Interviews im öffentlichen Raum sammeln und entwickeln die Jugendlichen einen Katalog an „Kurzbildern“. Aus der Sammlung von substrahierten Vorstellungen – mehr, weniger oder von Vorurteilen unbelasteter „Klischees“ – werden in einem Kommunikationsprozess reflektierte Vorstellungen zu Lebensqualität in Metropolen entwickelt.
Neue Substrate werden generiert und dienen wieder als grafisch aufbereitete Slogans und Bildwelten, über-setzte Reflexionen, betrachtet aus dem sprachlichen Blickwinkel verschiedener Kulturen. Klischeeforschung als Ausgangspunkt für interkulturelle Dialog und einen Brückenschlag zwischen Berlin – Wien – Istanbul.
Das Medienlabor besteht aus fünf bis zehn Rechnern mit Audio- und Bildbearbeitungs-Software sowie einer VJing- und einer DJing-Station. Nach den ersten beiden Labortagen des Sammelns von Bildwelten – so durch das Collagieren von Magazinmaterial, durch das Mitbringen von Fotos und Postkarten aus der Familie und aus dem Urlaub, durch die Auswahl von Favorite Songs aus Österreich, Deutschland und der Türkei – und des inhaltlichen Gestaltens, bei dem das gedachte Wort und die Über-Setzung von Begriffen in eine andere Sprache ebenso wie in eine andere Denkwelt Thema ist, geht es zwei Tage lang in die digitale Bild- und Audiobearbeitung.
Lieblingssounds aus den drei Kulturen werden von den Jugendlichen ausgesucht, gemeinsam übersetzt, neu gesprochen, neu zu einer Beat Machine gerappt. Slogans werden als Grafiken aufbereitet, in gesprochene-gesungene-laut gedachte Worte transformiert, Sounds werden zu Texten, Texte zu Bildern, Bilder zu Tönen. Klischees re-konstellieren sich.
Im VJing- und DJing formieren die Jugendlichen ihre Clips, die nach einer Haupt- und einer Generalprobe als audiovisuelle Performance vorgeführt werden. Die Jugendlichen präsentieren ihre Ergebnisse einer Klischeeforschung einem Publikum aus ihrer Welt, einer erwachsenen Welt, einer lokalen Welt. Nach Abschluss des Labors steht das produzierte Material den anderen Laboren in den kooperierenden Städten zur weiteren Verfügung.