Jüdisches Leben und Widerstand in der Region Liepaja

Dokumentarfilm über jüdische Geschichte und Kultur seit der Migration von Juden nach Kurland mit einem Schwerpunkt auf Liepaja und Aizpute in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts

idea | research | dramaturgy | interviewing | subtitles | editing alexandra reill
camera work | sound recording alexandra reill | krisjanis sneiders
translation krisjanis sneiders
production interdisciplinary art group serde | aizpute / latvia | kanonmedia / vie / a | 2013
unpublished | the title is a work title

Während ihrer Artist-in-Residency in SERDE erforschte Alexandra Reill jüdische Geschichte in der Region mit besonderem Fokus auf die 40er Jahre. Dank der Beratung und Unterstützung durch die Interdisciplinary Art Group SERDE hatte sie die Möglichkeit, eine Reihe von Interviews aufzunehmen, die das Schlüsselmaterial des Dokumentarfilms bildeten, und produzierte einen Rohschnitt und Teile der Transkription / Übersetzung der in lettischer Sprache geführten Interviews ins Englische / Deutsche – mit freundlicher Unterstützung von Krisjanis Sneiders.

Betrachtet man die Geschichte der Juden in dieser Region, kann man immer noch die Auswirkungen jüdischen Lebens auf die Entwicklung in der Region spüren, gleichzeitig muss man sich jedoch der schrecklichen Tatsache stellen, dass die jüdische Bevölkerung in Lettland fast vollständig ausgerottet wurde, und dass hier die Ermordung von Aberdutzenden tausender Juden, die vom faschistischen Regime aus Österreich, Deutschland, der Tschechoslowakei und anderen Ländern nach Lettland deportiert wurden, erfolgte.

Die Beteiligung von Letten an solchen Massakern wie etwa der Erschießung von fast 400 jüdischen Menschen in den Wäldern [… in der Nähe von] Aizpute und fast 2.800 Menschen in den Dünen von Šķēde scheint immer noch eine Belastung in der Erinnerung der lokalen Bevölkerung zu sein, über die viele Menschen nicht gerne sprechen und an die viele Angst haben sich zu erinnern. In Österreich als Mitglied der ersten Folgegeneration der sogenannten österreichischen Mehrheitsbevölkerung geboren, hat [… Reill] seit 2004 an mehreren Projekten gearbeitet, die den Holocaust reflektieren, der sich nicht nur auf diejenigen auswirkt, die in den 40er Jahren lebten und starben, sondern auch auf Folgegenerationen. Im Zuge dieser Aufarbeitungsprozesse ist sich [… die Filmemacherin] der Wichtigkeit kontinuierlicher Bemühungen bewusst geworden, Mystifizierungen nationalsozialistischer Vergangenheit und Verleugnungstraditionen in Österreich aufzudecken, die in sehr vielen Fällen im Selbstbild von Angehörigen von Folgegenerationen bis heute verlängert werden; und der Verantwortung, zu weiteren derartigen Bemühungen beizutragen.

Die Mission des Films Jüdisches Leben und Widerstand in der Region Liepaja [Arbeitstitel] ist es, zu solchen Ansätzen und zur Anerkennung der jüdischen Kultur in Lettland beizutragen, indem jüdischer Geschichte und Kultur in der Region Liepaja eine Stimme gegeben wird; indem Erinnerungen lokaler Bevölkerung von heute mit Geschichte zu konstellieren, damit sich einerseits mögliche Mythen der Verleugnung als das zeigen können, was sie sind, und andererseits ein besseres Verständnis der Komplexität der lettischen Geschichte entsteht. Dieser Kontext spiegelt sich in einer Konstellation von Interviews mit lokalen jüdischen und nichtjüdischen EinwohnerInnen von Aizpute und Liepaja wider. (*)

Leider und aufgrund fehlender finanzieller Mittel und des Zugangs zu weiteren professionellen Übersetzungen war es nicht möglich, den Dokumentarfilm in Wien fertigzustellen. Er ist unveröffentlicht.

(*)
text nn: serde. artists in residencies 2013, interdisciplinary art group SERDE, aizpute 2014, p. 2 | translation into german alexandra reill, vienna 2020

Our deep thxs go to

— all the counseling and interview partners
— signe pucena
— ugis pucens
— krisjanis sneiders
— interdisciplinary art group serde